10 neu gestaltete Kunstgalerien, die über den White Cube hinausgehen

Diese unkonventionellen Kunstgalerien nutzen historische Räume um, von ehemaligen Fabriken bis hin zu einer alten Polizeistation.

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Künstlerinnen und Künstler waren schon immer Profis darin, kreative Lösungen für die unerschwinglich hohen Mieten in Großstädten zu finden. Findige Nachwuchskünstler schaffen es oft, in winzigen Ladenlokalen, leeren Garagen oder sogar in ihren eigenen Wohnungen funktionale Galerieräume einzurichten. In den letzten Jahrzehnten haben sogar große Galerien diesen "Anything goes"-Ansatz übernommen, um Platz für Kunst zu schaffen.

Vor allem in Städten wie Berlin, wo es viele stillgelegte alte Gebäude gibt, nutzen Galeristen häufig so unterschiedliche und unerwartete Orte wie einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg oder einen historischen Bahnhof. Aber auch an anderen Orten, von Brüssel bis Brooklyn, wurde schon alles, von einer alten Brauerei bis zu einer ehemaligen Polizeistation, als Kunstgalerie umfunktioniert.

Aufgrund ihrer reichen Geschichte und ihres sozialen Kontextes sind diese Kunstgalerien fordern Künstler und Kuratoren heraus, Arbeiten zu produzieren, die komplexer und vielschichtiger sind als die, die auf sterilen weißen Wänden gezeigt werden.

Der Schritt aus der traditionellen White-Cube-Galerie heraus ist auch für das Publikum eine positive Sache, denn er bietet nicht nur eine lohnende künstlerische Erfahrung, sondern manchmal auch wertvolle Informationen über das Viertel und seine bunte Vergangenheit. Wir haben zehn der interessantesten und ungewöhnlichsten Kunsträume herausgesucht, die früher ein ganz anderes Leben führten.

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1. WIELS

Das WIELS (kurz für Wielemans Ceuppens, die ursprünglichen Eigentümer) war einst eine der größten Brauereien Europas und ist heute eine der bekanntesten Kunstgalerien Belgiens. Seitdem die Restaurierung 2007 abgeschlossen wurde, hat das Art-déco-Gebäude aus den 1930er Jahren mehr als 65 Ausstellungen beherbergt und in seinen neun Ateliers mehr als 130 Bewohner untergebracht. Das architektonische Erbe des WIELS prägt nicht nur die Ausstellungen, sondern auch das Bildungsprogramm. Die Galerieorganisation konzentriert sich auf sozial-künstlerische Initiativen und fördert die wirtschaftliche und kulturelle Wiederbelebung ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und der Großstadt Brüssel.

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2. Die alte Polizeiwache

Versteckt in den Tiefen der Vorstadt im Südosten Londons liegt die alte Edwardianische Deptford Police Station, die als DIY-Kunstzentrum genutzt wird. Da die gesamte Architektur noch intakt ist, einschließlich der ursprünglichen gefliesten Zellen mit Latrinen, ist es ein unvergesslicher Ort für Ausstellungen. Da der Platz in den Zellen begrenzt ist, wurden Schiffscontainer im Innenhof aufgestellt, um einen zusätzlichen Veranstaltungsort namens Cartel zu beherbergen, der 42 separate Studios und eine Radiostation umfasst.

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3. Box Freiraum

Die Box Freiraum in Berlin-Friedrichshain ist vielleicht eine der jüngsten Einrichtungen auf dieser Liste und hat erst im Sommer 2014 ihre Türen geöffnet. Das kleine Gebäude, das in einem ruhigen Innenhof liegt, hat eine beeindruckende Vergangenheit. Es wurde 1893 als Lager für Kutschen gebaut und später während der DDR als Lagerhaus und später als Antiquitätenmarkt genutzt. Die 2008 von der Architektin Carolina Majto renovierte Box Freiraum hat bereits mehrere große lokale und internationale Ausstellungen präsentiert, zuletzt die TMoCa-Eröffnung 1977 mit den Bildern der iranischen Fotografin Jila Dejam.

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4. Die alte amerikanische Dosenfabrik

Die Old American Can Factory, ein historischer Industriekomplex aus dem Jahr 1885 in Gowanus, Brooklyn, besteht aus sechs verschiedenen Gebäuden und beherbergt über 200 Künstler. Die Vielfalt der Arbeiten der ansässigen Künstler ist genauso groß wie der Grundriss des Gebäudes. Die Can Factory beherbergt Glasbläser, Leuchtreklamenschreiber, Bildhauer, Performance- und Literaturkünstler sowie das von Künstlern geleitete Kuratorenkollektiv mit seinem entsprechenden Ausstellungsraum Ortega y Gasset Projekte. Das 2013 von neun Künstlerinnen und Künstlern gegründete Kollektiv ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was unter dem großen Dach der Old American Can Factory passiert (auf dem im Sommer auch Filmvorführungen stattfinden).

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5. Die Gruft-Galerie

Die Crypt Gallery befindet sich in den Gewölben unter der St Pancras Parish Church in London. Zwischen 1822 und 1854 wurden die Krypten für Sargbestattungen genutzt, um der Kirche zusätzliche Einnahmen zu verschaffen und die Überfüllung der dörflichen Friedhöfe zu verhindern. Später, während der beiden Weltkriege, wurde der düstere Raum als Luftschutzbunker genutzt. Im Jahr 2002 wurde er erneut umgewidmet und dient jetzt als Galerie für zeitgenössische Kunst. Mit ihrer düsteren Atmosphäre regt die Galerie dazu an, die an den Backsteinwänden ausgestellten Werke in Ruhe zu betrachten und sich unter den Gewölben zu entspannen.

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6. Sammlung Boros

Die in einem umgebauten Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg im Herzen Berlins untergebrachte Galerie ist eigentlich eine privat geführte Sammlung zeitgenössischer Kunst, die zweimal im Jahr wechselt und der Öffentlichkeit durch buchbare Führungen zugänglich gemacht wird. Die von Christian Boros seit 1990 zusammengetragene Sammlung ist sehr umfangreich und enthält viele wichtige Werke internationaler Künstler. Glücklicherweise ist der weitläufige Bunker (mit mehr als 80 Räumen) groß genug, um die anspruchsvollen Kunstwerke unterzubringen. Seit seinem Bau im Jahr 1941 wurde das Gebäude als Luftschutzbunker, Textillager, Obst- und Gemüselager genutzt, beherbergte Kriegsgefangene und war Schauplatz für Fetischpartys, eine riesige Erotikmesse und experimentelles Theater. Der Bunker wurde 2003 gekauft, um die Boros Collection zu präsentieren.

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7. W139

Wieder zurück in Amsterdam, dieses Mal in einem ehemaligen Theater in einer der ältesten Straßen im Zentrum der Stadt. Das W139 (benannt nach seiner Adresse Warmoesstraat 139) wurde 1979 von einer Gruppe von Künstlern gegründet, die sich von den Beschränkungen kommerzieller Galerien befreien wollten und fand seinen Platz unter den Sexarbeitern und Drogendealern, die im Rotlichtviertel lebten. Fast vierzig Jahre, ein paar Renovierungen und viele Kuratoren später hat sich das W139 von einem Anti-Establishment-Haus zu einem professionellen Raum mit internationalen Verbindungen entwickelt. Aber die Galerie ist immer noch mit ihren Wurzeln verbunden und unterstützt Künstlerinnen und Künstler, die ortsspezifische Arbeiten im Viertel schaffen.

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8. Arbeitsplatz Gateshead

Workplace wurde 2002 in Gateshead im Norden Englands gegründet und hat sich in den letzten zehn Jahren als wichtiger Teil der britischen Kulturlandschaft etabliert, wobei es einige sehr interessante Standorte besetzte. In Gateshead war Workplace zunächst im Trinity Square Shopping Centre untergebracht, bevor die Galerie nach einer Räumung aufgrund eines drohenden Abrisses in Gatesheads Old Post Office, einem denkmalgeschützten historischen Gebäude aus dem 19. Inzwischen hat Workplace eine Schwestergalerie in London eröffnet und nimmt regelmäßig an Kunstmessen auf der ganzen Welt teil, während sie sich weiterhin für die unabhängige Kunstszene in Nordengland einsetzt.

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9. Hamburger Bahnhof

Zugegeben, in Berlin gibt es ungewöhnlich viele umgenutzte Galerien, also kehren wir noch einmal in die Stadt zurück, die sich immer wieder neu erfindet. Der 1846 eröffnete Hamburger Bahnhof ist ein riesiges und beeindruckendes neoklassizistisches Gebäude, das früher ein großer Bahnhof war. Nach seiner Schließung diente das Gebäude für kurze Zeit als Verkehrsmuseum und wurde im November 1996 als zeitgenössische Galerie wiedereröffnet. In der Vergangenheit wurden hier unter anderem Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Robert Rauschenberg, Marcel Broodthaers und Andy Warhol ausgestellt.

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10. Mediamatic Fabriek

Als Galerie, Projektraum, Aquaponik-Farm und Cafeteria ist das Mediamatic zu einer kulturellen Institution in Amsterdam geworden. Es wurde 1983 als Treffpunkt für Medien-, Fernseh- und Videokünstler, Intellektuelle und Wissenschaftler gegründet und konzentriert sich auf Natur, Biotechnologie und Bio-Küche. Die Organisation veranstaltet Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Abendessen und sogar Bierbrauvorführungen. Ursprünglich in Groningen gegründet, zog Mediamatic schnell nach Amsterdam um und hat seitdem verschiedene historische Gebäude in Oostenburg, im Nordosten der Stadt, bezogen, darunter die Werkspoor-Stork-Halle, eine ehemalige Fabrik für die Herstellung und Lieferung von Eisenbahnmaterial nach Südafrika.

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